An welchem Projekt arbeitet Ihr gerade?
“Homo Insectus" © 2020, Laurent Mignonneau und Christa Sommerer, entwickelt für die Ullens Foundation. Es ist eine interaktive Installation, bei der sich BesucherInnen vor einem Bildschirm bewegen. Eine Art Betonwand dient als Bildhintergrund; aus den Löchern dieser Wand krabbeln plötzlich viele kleine Ameisen. Sie formieren sich, bilden Ketten und Muster und langsam entstehen dadurch die Umrisse des Besuchers/der Besucherin. Jede kleinste Bewegung verscheucht die Ameisen wieder, doch je länger der Besucher/die Besucherin steht, desto deutlicher und erkennbarer wird sein/ihr Bildnis.

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Euer künstlerisches Schaffen?
Durch die Krise waren wir sehr viel zu Hause und konnten den Tag gut strukturieren. Wir bekamen z.B. eine Einladung des Pushkin Museums Moskau ein neues Projekt zum künstlerischen Zeitmanagement (100 Ways to live a Minute) in Zeiten der Coronakrise zu machen. Wir entwickelten das "Christa&Laurent Corona Diary". Es ist ein kurzes Video über unsere Aktivitäten am 25. März 2020. Man sieht wie wir versuchen inmitten der Krise und umgeben von tausenden Coronaviren unseren Tag durch kreative, organisatorische und edukative Aktivitäten zu strukturieren und trotzdem die politische Lage und die Pandemie im Auge zu behalten. Videolink:https://www.youtube.com/watch?v=gaE5ZcVC1S4&list=PLoSTMae1pa68JpGRfd2q3ExAJ3H59KfD9&index=19&t=0s

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Eurer Sicht auch positive Veränderungen bewirken?
Die Krise hat gezeigt, dass Entschleunigung möglich ist. Es war schön zu sehen wie sich die Natur plötzlich erholt hat, der Himmel wieder blau wurde, die Luftqualität sich verbesserte, die Insekten und Vögel zurückkamen und es in der Stadt wesentlich ruhiger wurde. Ich denke vielen Menschen wurde plötzlich bewusst, dass wir nur Teil der Natur sind und uns nicht als Herrscher über die Natur aufspielen sollten. Man sah plötzlich viele Menschen in die Natur strömen, Spazierengehen und Radfahren wurde regelrecht zelebriert und viele waren froh, die Natur zu geniessen. Wir denken der eine oder andere hat auch verstanden, dass die Naturausbeutung vorbei sein muss, denn wir sind von der Natur abhängig.

 
 

Im Mittelpunkt des Interesses des Künstlerduos Sommerer & Mignonneau stehen seit Beginn ihrer Zusammenarbeit Anfang der 1990er-Jahre schöpferische Wachstumsprozesse. An der Schnittstelle zwischen Realität und Virtualität, Naturwissenschaft, Technologie und Kunst thematisieren die beiden Künstler die Möglichkeit künstlichen Lebens. Virtuelle Kreaturen, Insektenwesen und Pflanzendickichte entstehen, bewegen und verwandeln sich durch das unmittelbare Eingreifen des Betrachters. Erst über seine Kontakte und Handlungen werden Prozesse aktiviert, die das eigentliche Kunstwerk entstehen lassen. Das Kunsterlebnis fügt sich mit den Handlungen eines jeden Einzelnen immer wieder neu und einzigartig zusammen. In ihren aussergewöhnlichen Rauminstallationen untersuchen Sommerer & Mignonneau neue Möglichkeiten der Interaktion mit dem Kunstwerk und stossen über die direkte physische Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk eine besondere Art der Reflexion an. Der Betrachter als Partizipant am Werk wird über das unmittelbare Erlebnis der Folgen seiner Handlung dem Prinzip von Actio und Reactio ausgesetzt. Als Akteur wird die Beteiligung zum entscheidenden Moment des Kunsterlebnisses.

Auszüge aus den Texten von Stefanie Dathe, Künstlerbroschüre THE VIEW 2017 & Anna Emmerling, Künstlerbroschüre THE VIEW 2012

 

Werkauswahl

 
 
 
Wir sind an Interaktionsformen in der Digitalen Kunst interessiert, bei denen das Publikum mit dem Werk interagiert und so das Kunstwerk mitgestaltet.
 

(c) 1992, Laurent Mignonneau & Christa Sommerer

 

(c) 2015, Laurent Mignonneau & Christa Sommerer

 

(c) 2016, Laurent Mignonneau & Christa Sommerer

 

(c) 1994, Laurent Mignonneau & Christa Sommerer