An welchem Projekt arbeitest Du gerade?
THE VIEW zeigte in der Sommerausstellung des vergangenen Jahres meine Installation „Erinnerst Du Dich an Dein Haus?“, eine Serie von 20 Assemblagen aus alten Ziegelsteinen. Inspiriert durch archaische, elementare Formen von Architektur arbeite ich seit vielen Jahren an diesem Projekt, gegenwärtig mit einer Serie großformatiger Zeichnungen.

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Dein künstlerisches Schaffen?
Die Zeit der weitgehenden Einschränkungen hat mich unterschiedlich gestimmt. Die Isolation in meinem abgeschiedenen Hinterhof-Atelier war noch mehr als sonst eine produktive Arbeitsatmosphäre. Andererseits fehlte mir der Austausch mit Kollegen und Atelierbesuche von Kunstfreunden. Da freute mich das Angebot der Galerie für einen Internetauftritt sehr. Inzwischen ist die Aussicht auf eine weitere Normalisierung, vor allem die Öffnung der Landesgrenzen, eine erfreuliche Perspektive für künstlerische Arbeit und öffentliche Präsentation. Die schrittweise Öffnung von Galerien und Museen lässt mich hoffen.

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Deiner Sicht auch positive Veränderungen bewirken?
In Zeiten des Verzichts können wir uns in besonderer Weise bewusst machen, was unser Leben reich macht. Sehnsüchtig warten wir doch darauf, wieder die sonst so gewohnten schönen Dinge zu genießen. Ich bin sicher, wir werden sie mit anderen Augen sehen und ich hoffe auf eine neue Aufbruchstimmung im Kulturleben. Es wäre zu wünschen, dass die Kulturschaffenden und ihre Arbeit wieder neu bewertet und geschätzt werden.

 
 

In seiner Arbeitsweise könnte man den Konstanzer Künstler Werner Schlotter fast als Archäologen und Sammler bezeichnen, denn seine Werke gestaltet er aus persönlich gesammeltem Material, wie Backsteinen oder Ziegeln. Dabei handelt es sich um die letzten Zeugnisse von meist zerstörten Gebäuden, die von ihrem ursprünglichen Zweck als Bauelement gezeichnet sind. Zementreste, Bruchstellen, Kerben und Risse erzählen von einer Zeit bevor die Fundstücke Eingang in die Kunst fanden. So sind Schlotters Arbeiten auch von einer besonderen Materialität geprägt. In seinen Arbeiten gehen Form und Werkstoff miteinander eine Verbindung ein und bestimmen den gestalterischen Prozess. Schlotter geht es um die Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit des jeweiligen Materials. Diese Auseinandersetzung modifiziert die künstlerische Sprache der verschiedenen Werkgruppen. Zu seinem Werk gehören Holz-, Stein- und Bronze-Skulpturen sowie Terrakotta-Plastiken. Seine Zeichnungen sind sowohl skizzenhafte Kohle-Acryl-Bilder als auch Zeichnungen in Bleistift, Kreide oder Ziegelpigment.

- Anabel Roque Rodrìguez für THE VIEW (2019)

 

Werkauswahl

 
 
 
Die gestalterische Arbeit sehe ich als die Neubestimmung des Vorgefundenen durch Umarbeiten, eine entschiedene und behutsame Veränderung, ein sehr sinnliches Produktionserlebnis. Das Umarbeiten der vorgefundenen Form wird zum Erarbeiten der Kunstform.