An welchem Projekt arbeitest Du gerade?
Ich arbeite gerade an einer Skulptur für den Außenbereich, welche die Landschaft und Architektur des Umfeldes aufnimmt, sowie die menschliche und familiäre Zusammensetzung widerspiegelt. Parallel entstehen neue Arbeiten zum Umwelt - Thema „globaler Fußabdruck“. 2018/19 begann ich, mit Kombinationen aus Epoxidharz, bunten Plastiktüten und Beton die Umweltverschmutzung zu thematisieren. 2019 entstanden Arbeiten zum Thema gefährdete Ozeane. Bis heute ist die nicht nachlassende Auseinandersetzung mit der Umweltproblematik, die ganze Generationen betrifft, das soziale Miteinander, das sich darin verbirgt, wesentliche Aussage meiner Arbeiten.

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Dein künstlerisches Schaffen?
Die gegenwärtige Situation verändert nichts an meinem täglichen Ablauf im Atelier. Doch bei der Betrachtung einer neuen Holz-Beton-Arbeit stellte ich fest, dass meine Leichtigkeit schwindet, die Formgebung strenger wird, die Schwere der momentanen Coronakrise in meinem Unterbewusstsein Raum greift.

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Deiner Sicht auch positive Veränderungen bewirken?
Wir werden nach der Bekämpfung des Coronavirus reicher an Erfahrung sein, Kraft und Mut brauchen zur globalen Umsetzung von sozialen und wirtschaftlich gerechten Werten. Das Wissen, dass Kunst berührt, gibt Hoffnung.

 
 

Das zentrale Element in den Arbeiten von Waltraud Späth ist das Spiel mit Materialität und Form. Die Objekte halten sich in Balance, spielen mit Leichtigkeit und Schwere und wirken insbesondere durch gegensätzliche Materialkombinationen. Späths künstlerische Praxis war lange von der Arbeit mit Holz geprägt, bis vor einigen Jahren ergänzend Beton und Stahl hinzukamen. Die Werkstoffe spielen dabei mit den jeweiligen materialimmanenten Kontrasten: das organisch gewachsene Holz trifft auf die Kühle des Stahls und die Härte des Betons. Die Objekte bedienen sich dabei völlig unaufgeregt einer eher minimalistischen Formensprache. Ihre Motive findet Waltraud Späth im täglichen Leben, in der Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Phänomenen. In ihren Werken verarbeitet sie zwischenmenschliche Beziehungen und das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft. Ihre ungegenständlichen Skulpturen schaffen ein komplexes Spannungsverhältnis, in dem auch übergeordnete Wechselwirkungen zwischen menschlichen Charakteren und ihrer Umwelt eine Rolle spielen. Der sensible Balanceakt der Materialien in den Objekten wird so zu einer Metapher des menschlichen Seins.

Auszüge aus dem Text von Anabel Roque Rodrìguez, Künstlerbroschüre THE VIEW 2018

 

Werkauswahl

 
 
 
Stahl, Holz und Beton sind ihre bevorzugten Materialien, die sie jeweils so miteinander verbindet, […] einerseits als handle es sich um organisch gewachsene Elemente, andererseits aber auch so, als sei etwas passiert, was mit roher Kraft und Gewalt zu tun hat. Spalten, Risse und Schnittstellen werden nicht kaschiert - im Gegenteil. Dadurch wirken ihre Skulpturen häufig wie etwas Gebrochenes oder nachträglich Wiederhergestelltes.
— Frank-Thorsten Moll im Katalog "Bildhauerin Waltraud Späth"