An welchem Projekt arbeitest Du gerade?
Ich freue mich sehr, dass ich von einer südkoreanischen Galerie eingeladen worden bin, im September 2020 eine Einzelausstellung in Daegu zu zeigen und mich an der Kunstmesse KIAF in Seoul zu beteiligen. Darauf bereite ich mich gerade vor. Genauso beschäftige ich mich zurzeit mit weiteren Ausstellungen, wie zum Beispiel der Sommerausstellung 2020 von THE VIEW, die leider verlegt werden musste. Aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben!

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Dein künstlerisches Schaffen?
Da die Aktivitäten außerhalb des Ateliers sehr weit eingeschränkt sind und viele Ausstellungen verschoben werden, kann ich mich auf meine Bilder konzentrieren. Es war stets meine Intention, mit meinen blauen Bildern zur Kontemplation und Entschleunigung beizutragen. Unvoreingenommen über die wirklich wichtigen Dinge im Leben nachzudenken, wo könnte das besser gelingen, als vor blauen Bildern. Tief den Blick ins Blaue versenken ... Die Kunst ist gegen das Virus immun.

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Deiner Sicht auch positive Veränderungen bewirken? 
Die Corona-Pandemie hat uns unter anderem vor Augen geführt, dass wir nur dann überleben können, wenn wir unseren Egoismus verringern und gegenseitige Verantwortung übernehmen. Insofern sind wir dazu gezwungen, unsere bisherige Denkweise in Frage zu stellen und ein noch besseres Miteinander zu gestalten. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass jede Krise auch zu positiven Veränderungen führen kann.

 
 

Sabine Becker erschafft mit blauem Pigment - genauer Kobaltblau –Texturen und Strukturen auf ihren Bildern und erforscht dabei sensibel die Materialität von Farbe. Es ist ein akribisches Arbeiten mit dem wertvollen Pigment. Ganze Bücher füllt sie mit dem Rezept für die Verarbeitung, ähnlich wie es viele Künstler vor ihr getan haben, denn es kommt auf das richtige Mischungsverhältnis von Pigment und Bindemittel an, für das man häufig jahrelang experimentieren muss. Neben dem Kobaltblau setzt Becker Akzente mit etwas dunklerem Miloriblau, mit dem sie Netze und neue Strukturen formt, um dem Kobaltblau damit eine weitere Nuance abzugewinnen. Die Faszination für die Farbe Blau hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition. Mit ihr assoziiert man die grenzenlose Weite des Himmels und des Meeres, Sehnsucht, Reinheit und Kostbarkeit. Blau hat etwas Geheimnisvolles, Unergründliches, Erhabenes. Das Kobaltblau von Sabine Becker ist ein sattes, üppiges, leuchtendes Blau, dem man sich nicht entziehen kann. Die Künstlerin selbst verbindet damit Freiheit und findet in ihren Werken Raum für Kontemplation.

- Anabel Roque Rodrìguez für THE VIEW (2018)

 

Werkauswahl

 
Sabine Beckers BLAUER Zauber ist das Ergebnis eines wohl kalkulierten künstlerischen Prozesses, dessen präzise handwerkliche Ausführung in jener Wirkmächtigkeit mündet, die uns nicht ohne Grund bewegt. Eisenvitriol und Kobaltblau sind die irdischen Mittel, mit denen die Künstlerin sich auf den Weg macht, sich jenseits dieser zu bewegen.
— Martin Oswald im Katalog „Sabine Becker. Blau“, 2014, S. 5