An welchem Projekt arbeitest Du gerade?
Ich arbeite einfach wie gewohnt weiter. An der Arbeitssituation hat sich für mich nichts geändert. Auffällig ist die feiertagsartige Ruhe in der Stadt. In meiner Arbeit gehe ich nicht auf die aktuelle Situation ein - stelle aber fest, wie Bildtitel aus den letzten Jahren in diesen Tagen neu interpretiert werden (wie der Titel eines Bildes aus dem Jahr 2019 „Weil wir warten“).

Wie beeinflusst die gegenwärtige Situation Dein künstlerisches Schaffen?
Aktuell verbringe ich sicher viel mehr Zeit am Laptop. Kontakt halten, digitale Daten versenden, Filme produzieren. Ich arbeite seit ich denken kann immer ohne Auftrag, aber eben auch auf Ziele hin, wie zum Beispiel Ausstellungen. Erstaunlich finde ich, wie schnell eine gewohnte Lebensordnung unserer Gesellschaft so umfänglich ins Wanken kommt. Wer hätte das für möglich gehalten.

Chancen in der Krise - kann die Pandemie aus Deiner Sicht auch positive Veränderungen bewirken?
Für die Kunst und Kultur ist das eine schlimme Situation. Wir Künstler brauchen die Öffentlichkeit und den Austausch. Das findet aktuell nicht mehr statt. Dennoch glaube ich, dass gesellschaftliche Werte sich neu definieren werden, wie die stärkere Anerkennung der Menschen, die in der Pflege, im Supermarkt oder als LKW-Fahrer arbeiten. Das wäre mehr als überfällig und ich hoffe darauf.

 
 

Christofer Kochs künstlerische Praxis kommt aus der grafischen Faszination für Linie und Struktur, die seinen Werken einen bestimmten Rhythmus einverleibt. Den Schwerpunkt seines Schaffens bilden Holzskulpturen und Malereien. In beiden Medien widmet sich Kochs im Kern der menschlichen Figur, wenngleich seine Arbeiten sehr unterschiedlich sind und von monumentalen Bodenarbeiten über feingliedrige Wandkörper bis zu Reliefs reichen. Nach der bildhauerischen Bearbeitung legt Kochs die Kettensäge beiseite und versieht die Oberfläche seiner Objekte mit Farbe. Das Material Holz wird auf diese Weise mit einer weiteren Schicht eingekleidet und die Skulptur so zum Bildträger. Holz hat für Kochs eine sinnliche Qualität: jede Holzart lässt sich anders formen und bearbeiten, greift sich anders an, hat ihren eigenen Duft. Inhaltlich interessieren Kochs die grossen Fragen des menschlichen Daseins, das Leben an und für sich, die Veränderung und Entwicklung, die Vergänglichkeit. Diese Fragen und Momentaufnahmen des Menschseins hält er in seinen Skulpturen und Malereien in ihrer Allgemeingültigkeit fest.

- Anabel Roque Rodrìguez für THE VIEW (2018)

 

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Christofer Kochs setzt sich mit durchbrochenen Körpern auseinander, die er mit der Kettensäge aus dem Holzblock schneidet. Bis zur Zeichenhaftigkeit stilisiert, markieren sie den Grenzbereich von Abstraktion und Figuration. Kennzeichnend für seine Skulpturen ist ihre offene, scheinbar fragmentarisch belassene Struktur. Indem der Bildhauer das Betrachterauge über wechselnde Ansichten und differenzierte Blickachsen von außen nach innen und zurück führt, thematisiert er das menschliche Verlangen nach Erkenntnis. Der neugierige Blick ins Innere markiert den erregenden Moment der Ergründung von Verborgenem und Unbekanntem.
— Zitat von Corona Unger, Kunsthistorikerin & Galeristin Bremen, 2016